Ich bin mal wieder beim Thema „Runterkommen“.
Wie viel Schöner und Leichter alles sein kann, wenn man sich „mal locker macht“ hab ich Euch hier in meinem allerersten blog-Beitrag erzählt.
Heute geht es mir um bewusstes Nichtstun. Das soll gut sein, v.a. in stressigen Phasen. Kennst du stressige Phasen? Hey, ich schon. Ganz ehrlich und nur unter uns: Ich mag das. Dabei fühle mich lebendig. Wenn „was geboten“ ist. Man ganz viele Bälle gleichzeitig in der Luft hält. Und es schafft. YES! Mit der „mal Nichtstun“-Variante konnte ich lange wenig anfangen.
Warum sollte man auch „Nichtstun“ wo es soviel spannendere Optionen gibt? Ich fahre zum Beispiel oft Zug. Auch da kann man viel „machen“. Blogartikel schreiben. Bücher schmökern (und im Kopf schon überlegen, ob das, was ich da gerade lesen für einen Blogartikel oder einen Workshop verwendbar ist). Seminare planen. Ein neues Coaching-Tool visuell ansprechender gestalten. Handelsblatt lesen. Börse checken.
Irgendwann bemerkte ich etwas Seltsames (und auch das erzähl ich Dir jetzt ganz leise und nur unter uns): Die aller- aller besten Ideen hatte ich oft, wenn ich beim Zugfahren einfach nur aus dem Fenster geguckt habe. Zeit „verplempert“. Zu müde war um etwas „Sinnvolles“ zu tun und dann doch nicht schlief. Sondern nur in die Luft oder in die vorbeifahrende Landschaft geguckt habe (OHNE zu überlegen, ob da grad irgendwas passiert, was sich in irgendeiner Weise literarisch verarbeiten lässt…)
Der Name „Coaching in Süddeutschland“ war z.B. sowas, das mir plötzlich während des Nichtstuns einfach zuflog. Auch der für mein neues Projekt, welches ich euch nächstes Jahr vorstellen werde.
Astrid Lindgren sagte mal: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.“
Gelegentliches aktives absichtsloses Nichtstun macht also Sinn? Oder – wie es eine Kundin immer so schön formuliert – „ich muss endlich mal lernen, mich zu langweilen.“ (Ein Punkt, bei dem ich ihr leider so gar nicht weiterhelfen kann…)
Jorge Bucay, der argentinische Psychologe und Schriftsteller erzählt die Geschichte von einem engagierten Holzfäller, der an seinem ersten Arbeitstag 18 Bäume fällt. Angestachelt vom Lob seines Vorarbeiters, möchte er diese Leistung am nächsten Tag gerne übertreffen. Aber er schafft nur 15 Bäume. Immer verbissener geht er ans Tageswerk, seine Leistung sinkt täglich weiter, bei er am sechsten Tag nicht einmal mehr zwei ganze Bäume schafft.
Frustriert berichtet er seinem Chef, er würde arbeiten bis zum Umfallen, aber statt sich zu steigern, würde er immer schlechter, egal wie hart er dagegen angeht.
Der Vorarbeiter fragt ihn: „Wann hast Du denn das letzte Mal Deine Axt geschärft?“
„Die Axt geschärft? Dazu hatte ich keine Zeit, ich war zu sehr damit beschäftigt, Bäume zu fällen.“
Und du? Wann hast du das letzte Mal deine Axt geschärft? Deinen Sinnen und deiner Seele Ruhe gegönnt? Achtsam im Moment geblieben, ohne „was zu erledigen“? Ich wünsche uns allen einen ruhigen November, Zeit zum Innehalten und die bisherigen Erfolge des Jahres Revue passieren lassen. Ich werde ein bisschen durch Südostasien tingeln. Beim Reisen komm ich nämlich erfahrungsgemäß am besten „runter“ – kaum Pläne, keine Verpflichtungen, keine von anderen gesetzten Termine. . .Hoffentlich lassen die mich mit meiner mental geschärften Axt beim Heimflug dann durch den Sicherheitscheck am Airport ;-) Sonst bleib ich halt dort. Und du so? Wo geht du es im November ruhiger an? Was lässt du weg?
Da kommt man glücklich und entspannt aus dem Urlaub und dann so ein Kommentar!! Danke liebe Sabine. Da setzt ich mich doch gleich so gern wieder an den Rechner und schreib weiter…